Geschichte der Bonner Buchmesse Migration
Um den Austausch und die Diskussion über Migration, Integration und das Zusammenleben mit Migranten in der Gesellschaft zu fördern, entwickelte das Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V. drei Jahre nach seiner Gründung das Modell einer Bonner Fachbuchmesse zum Thema Migration und Interkulturalität.
Auf Initiative der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) im Evangelischen Kirchenkreis Bonn und mit finanzieller Unterstützung der Evangelischen Kirche im Rheinland startete das Projekt 1998 im Gustav-Heinemann-Haus in Bonn-Tannenbusch. Die 1. Bonner Buchmesse Migration, konzipiert und vorbereitet von einem Team ehrenamtlich engagierter Menschen im Themenfeld Migration/Integration, beabsichtigte, den öffentlichen Diskurs um Migrationsthemen anzuregen, zu differenzieren, auf aktuelle Publikationen hinzuweisen und Menschen mit Migrationsgeschichte zu Wort kommen zu lassen. Lesungen, Musik und Theater machten „Lust auf Literatur“ und neugierig auf Fremdes. Die Resonanz auf die erste Bonner Buchmesse Migration übertraf alle Erwartungen: Autoren, Aussteller und ein interessiertes Fachpublikum waren begeistert und forderten eine Fortsetzung dieser innovativen Projektidee.
Bereits ein Jahr später, 1999, fand die 2. Bonner Buchmesse Migration im Gustav-Heinemann-Haus unter der Schirmherrschaft der damaligen Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen, Marieluise Beck, statt. Die Bonner Buchmesse Migration entwickelte sich zu einer Plattform der Vernetzung von Personen, Verlagen und Institutionen, die sich dem Thema Migration verbunden wissen. Lesungen und kulturelles Rahmenprogramm öffneten die Buchmesse für ein breites Publikum. An der Podiumsdiskussion „Migration und Literatur“ wirkten unter anderem Franco Biondi und Prof. Dr. Georg Auernheimer mit.
Mit der Ausweitung des Messeprogramms stieg für die Veranstalter auch der organisatorische Aufwand. Die Bonner Buchmesse Migration wurde daher neu im zweijährlichen Rhythmus durchgeführt. Zudem konnte das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als neuer Kooperationspartner gewonnen werden. Es stellte mit seinen hervorragenden Räumlichkeiten auf der Bonner Museumsmeile den Veranstaltungsort der Bonner Buchmesse Migration: Migrationsgeschichte ist ein untrennbarer Teil deutscher Geschichte.
2001 bei der 3. Bonner Buchmesse Migration, erstmals im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland stieg die Zahl der Aussteller und Institutionen auf über 40. Das Rahmenprogramm wurde um Podiumsdiskussionen zu migrationspolitischen Themen erweitert. Rundfunk (WDR/NDR), Rheinische Landeskirche, das Landeszentrum für Zuwanderung NRW und das PEN-Zentrum Deutschland beteiligten sich. 2001 fand auch erstmalig ein Literaturwettbewerb statt. „Zuhause… In der Fremde“. Die Preisträger wurden auf der Buchmesse prämiert, ihre Beiträge in der BIM-Schriftenreihe Migration und Literatur veröffentlicht.
Mit dem Thema „Integrieren statt Ignorieren“ lockte die 4. Buchmesse Migration 2003 über 3.500 Besucher in das Haus der Geschichte in Bonn. Prominente Autoren wie Ralph Giordano oder Dr. Joachim Sartorius, Intendant der Berliner Festspiele, beteiligten sich. Die Preisträger des Literaturwettbewerbs „Das Andere anders sehen“ wurden ausgezeichnet.
Bei der 5. Bonner Buchmesse Migration, 2005, welche unter dem Motto „Vielfalt ist Zukunft“ stand, machten sich viele neue Kooperationspartner für das Projekt stark. Viele Vertreter aus Presse und Medien berichteten überregional über das Ereignis. Fast 5.000 Besucher erlebten und erlasen vier Tage lang ein vielfältiges Miteinander. Der Literaturwettbewerb, diesmal unter dem Motto „Mythos Fremde“ und die Prämierung der Preisträger in einem Festakt waren fester Bestandteil des Buchmesseprofils.
Auch die folgenden Messen bestätigten den Erfolg des Bonner Buchmessenkonzeptes. 2007 stand die 6. Bonner Buchmesse Migration unter dem Thema „Vielfalt ist Zukunft – Vielfalt erleben und erlesen“. Thematische Schwerpunkte wurden nun auch in Fachtagungen vertieft, z.B. im Bereich „Gesundheit, Migration und Alter“, „Afrika“, „Die Türkei und ihre Minderheiten“, sowie „Gewalt und Frauen“. Das vielfältige Rahmenprogramm begleitete die Buchmesse mit Musik, Film und natürlich Lesungen, auch speziell für Schulklassen. Zum Literaturwettbewerb wurden über 600 Beiträge aus ganz Deutschland und dem Ausland eingereicht. Er behandelte das Thema „Meine Nachbarn“.
Unter der Schirmherrschaft der damaligen Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer und des ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministers für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Armin Laschet startete im Jahr 2009 die 7. Bonner Buchmesse Migration unter dem Thema „Vielfalt ist Zukunft – Misch mit!“. Der Besucherstrom zur Bonner Buchmesse Migration im Haus der Geschichte ist weiter gewachsen. Unter dem Motto „Stimme werden – Gesicht zeigen“ erfolgte wiederum die Ausschreibung eines Literaturwettbewerbs, den viele junge Autoren zum Anlass nahmen, ihre bislang unveröffentlichten Beiträge einzureichen. An den Fachtagungen nahmen ca. 400 Multipikatoren und Interessierte der Migrationsarbeit teil. Sie vertieften die Themen „Deutschland – Zuflucht für Flüchtlinge?“, „Mehrsprachigkeit in der heutigen Gesellschaft“ und „Frauenrechte = Migrantinnenrechte?! Facetten der weiblichen Migration zwischen Konstrukt und Realität“. In der Literaturmatinee am Sonntag der Messe las Necla Kelek aus ihrem Buch „Bittersüße Heimat“.
2011 öffnete die 8. Bonner Buchmesse Migration ihre Tore unter dem Motto “Migration und Mobilität – Arbeiten und Leben in Vielfalt”. Das Messeprogramm wurde mit der Durchführung von Fachtagungen erweitert. Im Fokus standen hierbei “50 Jahre Arbeitsmigration aus der Türkei”, “Interkulturelle Erziehungshilfen als sozialpädagogische Herausforderung” und eine Fachdiskussion “Zwischen Haushaltshilfe und Hochqualifizierung – Facetten weiblicher Migration im Zeichen der Globalisierung”. In der Literaturmatinee am Sonntag las Armin Laschet, damaliger nordrhein-westfälischer Minister für Soziales und Integration und heutiger Ministerpräsident, aus seinem Buch “Die Aufsteigerrepublik”.
Auch die 9., 10. und 11. Buchmesse haben mittlerweile stattgefunden – 2013 zeigten sich “Gesichter der Vielfalt”, 2015 hieß das Motto: “GrenzenLos – Vielfalt leben” und 2017 “Ankommen – teilwerden – gemeinsam gestalten”.
Die Bonner Buchmesse Migration ist über die Jahre zu einem anziehungskräftigen Forum geworden, in dem eine breite Öffentlichkeit über Migration und Integration, über Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, über neue Modelle des Zusammenwachsens und Transkulturalität in Deutschland diskutiert. Sie bietet inspirierenden Raum für Gespräche und für literarischen, kulturellen sowie wissenschaftlichen Austausch. Dabei wird immer wieder bewusst, dass Integration und gelingendes Zusammenleben ein Lern- und Suchprozess bleiben.Nichts ist ausdiskutiert, nichts ist zu Ende gedacht: Offene Gesellschaften sind durch Migration stark geprägt; sie haben sich dieser Herausforderung täglich aufs Neue zu stellen.